Wander dich frei
Wer von euch sehnt sich nicht gerade nach einer kleinen Erholung vom Alltag? Für die meisten Menschen sieht die perfekte Auszeit doch so aus: Sommer, Sonne, Meer und Strand, Relaxen am Pool. Sie erhoffen sich, ihren Körper dadurch in den wohligen Zustand totaler Entspannung zu versetzen, komplett abzuschalten. Ist das bei euch genauso? Und gelingt es euch dann auch tatsächlich, nicht nur den Körper sondern auch euren Geist zu entspannen, den Kopf einfach mal total frei zu bekommen? Ich möchte nicht sagen, dass ein Strandurlaub im Hotel nicht in der Lage ist, euch in jeder Hinsicht zu entspannen. Aber ich habe für mich entdeckt, dass es eine Aktivität gibt, die mir ganz besonders das Gefühl geben kann, völlig frei von allen möglichen Einflüssen und komplett klar in meinen Gedanken zu sein: das Wandern in den Bergen. Warum ist das so? Natürlich ist diese Frage schwer mit der notwendigen Objektivität zu beantworten. Trotzdem möchte ich euch ein paar Gründe nennen, und wer weiß, vielleicht kann ich ja den ein oder anderen von euch ein klein wenig dafür begeistern.
Der Weitblick
Kaum irgendwo ist der Weitblick besser zu erleben als in den Bergen. ” Siehst du das Gipfelkreuz da drüben? Was ist das für ein Berg da hinten? Ist der kleine Zipfel am Horizont nicht der Mont Blanc? ” Im Alltag sind wir ständig auf die Dinge fixiert, die direkt vor unserer Nase liegen – wortwörtlich und im übertragenen Sinne. Der ständige Blick auf Handy oder Laptop sowie auf alle möglichen scheinbar wichtigen Problemstellungen, die uns umgeben, versperrt uns die Sicht auf das Eigentliche, auf die größeren Zusammenhänge. Wir verlieren schneller den Überblick. In Anbetracht der gewaltigen Natur der Berge hingegen können uns viele Alltags-Sorgen winzig klein und unwichtig erscheinen.
Die Rückbesinnung auf ursprüngliche Bedürfnisse
Hunger, Durst, Schutz vor Unwetter, ein sicherer Ort zum Schlafen – in der freien, wilden Natur, kilometerweit von der Zivilisation entfernt, werden wir uns wieder unserer ursprünglichen Bedürfnisse bewusst, über die wir uns sonst im Alltag eher wenige Gedanken machen. Wir können erfahren, wie dankbar wir sein können über eine frische kühle Quelle, die unseren brennenden Durst stillt, oder wenn wir kurz vor Einsetzen eines Gewitters gerade noch so einen schützenden Unterschlupf erreichen. Da erscheinen all die Dinge, von denen wir meinten, sie unbedingt brauchen zu müssen, wie die neuesten Sneaker oder das neueste Handy, gleich viel weniger wichtig.
Die Isolation von Werbung und Konsum
Wenn wir uns auf die ursprünglichen Bedürfnisse fokussieren (müssen), verebbt unser Verlangen nach Konsum. Dazu kommt, dass man in kaum einer anderen Form von Urlaub so isoliert ist von Werbung und dem äußerlichen Vergleich mit anderen Menschen wie beim Wandern. Gut, wer eine Schwäche für die allerneueste Wanderstock-Kollektion hat, bei dem ist das vielleicht anders. Aber ich verspreche euch, wenn ihr nach Stunden des mühsamen, komplett von der Außenwelt isolierten Aufstiegs einen Gipfel erreicht, der sich auch für teures Geld mit einer Seilbahn befahren lässt, werden euch all diese Menschen mit Selfie-Sticks, die in dünnen Sandalen und mit Handtäschchen versuchen, für das perfekte Foto auf dem Geröll herumzuklettern, wie von einem anderen Planeten erscheinen.
Das Erfahren der eigenen Kräfte
In diesem Fall gibt es sicher auch Ausnahmen, aber ich denke, viele von euch kennen das wahre Ausmaß ihrer Energie-Ressourcen gar nicht. Wir sind in der Lage, viel mehr zu erreichen, als wir eigentlich denken. Nur wir nutzen diese Ressourcen nicht, weil wie uns ihrer nicht bewusst sind. Wenn wir einen Berggipfel vor uns liegen haben und nach ein paar Stunden Aufstieg denken, es geht nicht mehr, dann bin ich mir sicher, die meisten von uns werden es dennoch versuchen, denn der Gedanke an das Gefühl, es irgendwann geschafft zu haben und den wunderbaren Ausblick genießen zu können, mit dem Gefühl, die ganze Welt liegt uns zu Füßen, dieser Gedanke kann eine Energie freisetzen, von der wir früher nichts geahnt hätten. Das Bewusstsein darüber, wozu wir in der Lage sind, was wir schaffen können, gibt uns neue Kraft, von der wir, wieder zurück im Alltag, noch lange zehren können.
Wie ist es bei euch, was hilft euch dabei, abzuschalten und mit Gedanken völlig losgelöst und frei zu sein? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir in einem Kommentar eure Meinung verratet, oder vielleicht habt ihr selber eure ganz eigene Geschichte zum Thema zu erzählen?
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